Anhand eines spielerischen Experiments in Text und Bild führt Gottfried Müller vor, wie sowohl Architektur selbst, als auch die Beurteilung selbiger von Moden und Trends bestimmt wird. Das fiktive Bankgebäude Soleder erhält alle fünfzehn Jahre eine neue Fassade, die jeweils unverkennbar den aktuellen Zeitgeist widerspiegelt. Doch nicht nur die architektonische Gestaltung ist ihrer Zeit verhaftet, sondern auch der öffentliche Diskurs. Mittels (ebenfalls fiktiver) Zeitungsartikel zeigt sich durch alle Jahrzehnte: Zuverlässig wird jede Neuerung von den Einen bejubelt, von den Anderen verdammt, als konstant erweist sich nur der Kampf um die Deutungshoheit selbst. So bedrückend diese Satire aufgrund ihrer Realitätsnähe sein könnte, so leichtfüßig und mit befreiender Komik inszeniert Müller die Wirkung menschlicher Widersprüche, von denen auch die Architektur nicht verschont bleibt.
Der Referent
Gottfried Müller: Bildender Künstler, Autor und seit 2010 Professor für Architekturdarstellung an der Technischen Universität Dortmund mit Sitz in der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen. In seinen gefälschten „Dokumentationen“ setzt er sich auf humoristische, wie phantasievolle Weise mit Architektur auseinander und reflektiert jene anthropologische Wirkungsgeschichte.